Der Harlyturm - das Großprojekt Wiederaufbau 

 

Foto: Stadt Goslar

Vorwort

Erfahren Sie auf dieser Seite einen Einblick in das Großprojekt "Wiederaufbau des Harlyturms".

Ein großer Dank gilt Edith Wittenberg, die der IGV vor einigen Jahren ihre private Sammlung mit historischen Fotos und Zeitungsartikeln rund um den Harlyturm zum Geschenk gemacht hat, welche Sie im Folgenden nun bestaunen können. Die Texte auf dieser Seite stammen zudem aus dem IGV eigenen Heft "Der Harly und sein Turm" (3. Auflage, Oktober 1991), welches ebenfalls durch Fritz und Edith Wittenberg im Namen der IGV recherchiert und gedruckt wurde.

Wir möchten an erster Stelle all die fleißigen Helfer würdigen, die mit ihrem unermüdlichen Einsatz in insgesamt 3680 Arbeitsstunden dazu beigetragen haben, dass der Harlyturm in den Jahren 1984-1986 wieder aufgebaut werden konnte.

Helferstunden Wiederaufbau Harlyturm

Weiterhin möchten wir dem damaligen 1. Vorsitzenden der IGV, "Otto Bause" gedenken, der als Initiator und Motor des Wiederaufbaus dieses Projekt organisiert und geleitet hat.

Engangierte Mithilfe erhielt die IGV zudem von:

- Dipl.-Ing. Architekt Heiner Steinpilz, der den Entwurf und die Bauleitung unentgeldlich führte;

- Der Fa. Bau-Hoppmann, welche kostenlos die statische Berechung erstellte;

- der Fa. Karl Römling, welche mehr als 30 LKW-Ladungen mit Kies und Mutterboden kostenlos anfuhr;

- Hr. Ernst Schulz, der zwei Jahre lang seinen LKW zur Verfügung stellte;

- der Fa. Bagger-Friehe, welche anfangs kostenlos mit ihrem Radlader beim Wegebau im Einsatz war;

- der Fa. Sandte, welche das Gerüst über 4 Monate kostenlos zur Verfügung stellte;

- der Fa. Ernst Buchholz, welche die Außentreppe stiftete;

- den Mitarbeitern der Tischlerei Bause, die nach Feierabend 21 Fenster sowie eine Außentür fertigten und einbauten.

Die Geschichte des Harlyturms

Der massive Teil des Turmes (zuletzt Ruine) wurde vermutlich vom ehemaligen Klostergutsbesitzer Jakobson aus Wöltingerode - Geheimer Finanzrat des Königs Jerome von Westfalen - in den Jahren um 1810 erbaut. Die Vermutung liegt nahe, dass Jakobson auf Weisung seines Königs Jerome, ein Bruder Napoleons I., gehandelt hat, um eine bessere Kontrolle des Heerweges auf dessen Feldzug gen Osten zu gewährleisten. Eine gute Kontrolle aber setzt eine gute und schnelle Nachrichtenübermittlung voraus und diese wurde durch die von Napoleon I. geforderte optische Telegrafie geschaffen. Durch sogenannte Flügeltelegrafen konnten die auf Sichtweite stehenden Stationen ihre Meldungen schnell und sicher weiterleiten. Und eine solche Telegrafenstation ist nach Überzeugung des Verfassers der Harlyturm gewesen. Nach Erfindung der elektrischen Telegrafie durch Carl-Friedrich Gauß und Wilhelm-Eduard Weber hatte die Station ihre Funktion verloren.

In den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde auf Anregung des Försters Ahrens aus Wöltingerode in den Harlygemeinden eine Sammlung durchgeführt, die der Restaurierung des Turmes dienen sollte. Das Interesse war groß und es kam eine für die damalige Zeit stattliche Summe in Höhe von 2000 Talern zusammen. Mit der Gründung eines Gesellschaftsklubs Vienenburg und Umgebung nahm das Vorhaben Gestalt an und konnte zügig vorangetrieben werden. Folgende Männer, so die Chronik, sollen sich der Sache besonders angenommen haben: Der reitende Förster Crone (Wiedelah), Apotheker Jaeger, Amtmann Kammlah und Gastwirt Biermann (Gasthof „Zur Börse") aus Vienenburg sowie die Assessoren Böttcher, von Hoppenstedt und Wangenheim vom Amtsgericht in Wöltingerode. Nachdem der Turm instandgesetzt und ein zweites Stockwerk aufgebracht worden war, eröffnete Förster Ahrens dort einen Ausschank.

Die allgemeine Verkehrssituation dieses Jahrhunderts zwang den größten Teil der Bevölkerung, ihr Ziel auf Schusters Rappen zu erreichen. Die kürzesten Verbindungen von Lengde und Beuchte nach Vienenburg und Wöltingerode führten selbstverständlich über den Harly. So war es nicht verwunderlich, dass der Familienbetrieb des Försters Ahrens derart florierte, dass er sogar eine Kegelbahn baute und ein Tanzzelt errichtete. Dienstags und freitags kegelte der Gesellschaftsklub, sonntags war allgemeiner freier Zutritt. Wenn samstags die Fahne auf dem Turm wehte, war dieses das Zeichen für die Harlygemeinden, dass am Sonntag eine Kapelle aus Goslar zum Tanz aufspielte. Dann stellten sich auch Gäste aus Bad Harzburg und Goslar ein und selten fehlte das Offizierskorps der Goslarer Jäger. Der Ruf, dass am Harlyturm ein geselliges Leben herrschte, drang weit in die Lande. Ein­mal im Jahr gab auch der Gutspächter von Wöltingerode hier ein Fest für sein Dienstpersonal. Höhepunkt war die zweimalige Hofjagd des Landesvaters, König Ernst August II. von Hannover, im Harly. Das abschließende obligatorische Schüsseltreiben am Turm mit entsprechendem Jägerlatein soll dann recht zünftig verlaufen sein. Nachdem später der Turm noch zweimal den Pächter wechselte, das Zelt und die Kegelbahn abgebaut wurden, versank er in die Bedeutungslosigkeit. Der Verfall war nicht mehr aufzuhalten und der Weg zur Ruine war nur eine Frage der Zeit.

Die Idee, im Jahre 1885 auf der Höhe der ehemaligen Harlyburg einen Aussichtsturm zu errichten, wurde nicht realisiert. Anscheinend konnte sich die Bevölkerung mit dem Gedanken nicht vertraut machen, einen anderen als den alten Standpunkt zu akzeptieren. Als nach dem ersten Weltkrieg Anfang der zwanziger Jahre in Vienenburg der Harzklub­ Zweigverein mit seinen Stützpunkten Weddingen, Beuchte, Lengde und Wiedelah gegründet wurde, galt als wichtiges Anliegen dieses Vereins und seines 1. Vorsitzenden, Malzfabrikant Rudolf Bock, den Harlyturm wieder aufzubauen. Durch Mitgliederbeiträge, Konzerte, Bunte Abende und Spenden gelang es, die notwendigen Mittel zu beschaffen und der Wiederaufbau konnte beginnen. Am 21. Mai 1925, einem Himmelfahrtstag, wurde der wiederaufgebaute Turm im Rahmen einer Feier seiner Bestimmung als Aussichtsturm zugeführt. „Möge dieser Turm durch Jahrhunderte stehen und immer wieder von deutschen Männern erhalten werden zur Freude und Erquickung ihrer Mitmenschen", so lautete die Inschrift einer Urkunde, die in der Turmspitze niedergelegt worden war. Die Bezeichnung „Rudolf-Bock-Turm“, nach dem Mäzen und 1. Vorsitzenden des Harzklub-Zweigvereins benannt, konnte sich ebenso wenig durchsetzen wie die Bezeichnung, „Franzosenturm“ (nach König Jerome). Für die Bevölkerung der Umgebung blieb er schlicht und einfach der „Harlyturm“. Schon nach acht Jahren (1933) wurde der Aussichtsturm zum Leidwesen der Naturfreunde wieder geschlossen. Ein politisches System, das reglementierte Freizeit verordnete, ließ Individualisten kaum noch die Möglichkeit, in Eigeninitiative mit Gleichgesinnten zu feiern. Damit waren die fröhlichen Waldfeste, die insbesondere zu Pfingsten Jung und Alt anlockten, beendet. Auf dem jetzt mit Dickicht bewachsenen damaligen Spielplatz zeigen noch heute verrostete Eisenstumpen an, wo sich Wippe und Rundlauf befanden.

Der Zahn der Zeit begann langsam zu nagen - Krieg und Nachkriegszeit taten ihr übriges - und abermals wurde der Turm dem Verfall preisgegeben. Dass die Stadt Vienenburg mit Wirkung vom 1. April 1946 in den zwischen der Klosterkammer Hannover und dem nicht mehr existierenden Harzklub-Zweigverein Vienenburg abgeschlossenen Vertrag mit allen Rechten und Pflichten eintrat, änderte nichts an der Tatsache, dass der Turm wieder zur Ruine verfiel. Da das Klosterforstamt in Goslar die Stadt Vienenburg auf die vertraglichen Verpflichtungen zum Erhalt des Bauwerkes öfters hinwies, sich in dieser Richtung aber nichts tat, ließ es den Vertrag zum 31. Marz 1955 auslaufen. Auch der Versuch des damaligen Verkehrsvereins Vienenburg, sich im Jahre 1955 für den Wiederaufbau einzusetzen, war zum Scheitern verurteilt, denn die Stadt sah sich nicht in der Lage, finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Die Begründung der Stadt ging dahin, dass keine historischen Gründe für die Erhaltung der Ruine oder deren Aufbau sprechen würden und es die angespannte Finanzlage nicht zuließe, Geldmittel für den Wiederaufbau aufzubringen. Auch seien die Bäume inzwischen so stark gewachsen, dass der Turm viel höher gebaut werden müsse und die Forstverwaltung keinen unvorhergesehenen Waldeinschlag vornehmen werde. Somit war die Ruine kein Thema mehr und fiel wieder in ihren Dornröschenschlaf, lediglich seit Mitte der sechziger Jahre mehrmals unterbrochen durch die Berichte (des Verfassers) in der Goslarschen Zeitung über Entstehung und Verfall des Harlyturmes. Der mit diesen Berichten verbundene Appell, den Turm auch zur Förderung des Fremdenverkehrs wieder aufzubauen, fand in all den Jahren keine Resonanz. Anscheinend auch deshalb, weil durch das Abholzen der Kammregion nach dem Krieg ohnehin eine herrliche Sichtmöglichkeit nach allen Seiten bestand. Dem Wanderer eröffnete sich nach Süden das gesamte Harzpanorama, nach Westen das Salzgittergebiet, nach Osten die innerdeutsche Grenze mit dem Großen und Kleinen Fallstein und nach Norden der Raum bis Wolfenbüttel. Dieser Rundblick vom Kammweg aus ist seit Jahren passé. Durch Bäume und Büsche ist der Weg zwar idyllischer geworden, jedoch ohne jeden Ausblick auf Harz und Harzvorland. 

Viele Vienenburger kennen den Zustand auf den Bildern noch aus ihrer Kindheit und haben laut Erzählungen bereits damals an den Wochenenden die ein oder andere Wanderung zu der Ruine auf dem Harlyberg mit ihrer Familie gemacht.

Die ersten Schritte

Wie bereits in der Geschichte des Harlyturms erwähnt, gab es über die Jahre immer wieder Zeitungsartikel über den Verbleib des Harlyturmes und einen möglichen Wiederaufbau. Als bekannt wurde, dass die IGV dieses Projekt angehen möchte, war der Zuspruch und die Freude in Vienenburg groß! Ein Spendenkonto wurde eingerichtet und beim Vienenburger Seefest 1984 fand eine Tombola zu gunsten des Wiederaufbaus statt. Ende September 1984 erschien dann ein Artikel in der Goslarschen Zeitung mit der Schlagzeile: "Junge, also wenn dat angeiht...", in dem genau über diese Tombola der IGV auf dem Vienenburger Seefest berichtet wurde. Dort habe ein älterer Vienenburger Rentner dem 1. Vorsitzenden der IGV spontan zugesichert "Junge wenn das angeht, ruf mich an, ich bringe die Steine mit rauf".

Und dann ging es Schlag auf Schlag und aus Worten folgten Taten. Am Anfang standen die Verhandlungen und die günstige Abwicklung der Pachtformalitäten mit der staatlichen Forstverwaltung Liebenburg, welche die Inangriffnahme des Projektes erst möglich machten. Am 02. Oktober 1984 fand eine Versammlung der IGV im Klosterkrug Wöltingerode statt, wo bereits der erste Arbeitseinsatz geplant wurde. Nicht einmal 2 Wochen später, am 13. Oktober 1984 war es dann soweit. Die Helfer der ersten Stunde trafen sich an der Turmruine, schleppten Steine den Berg hoch und fuhren Karre für Karre Schutt und Erde aus dem Inneren des Turmes heraus. Weitere Arbeitseinsätze zum Anlegen der Zufahrtswege folgten im Frühjahr 1985. Bäume mussten bis Lastwagenhöhe ausgelichtet und der Kammweg zum Turm verbreitert werden. Für schwere Fahrzeuge wurde die Strecke von Lengde her und für leichte die Strecke vom Mittelweg, oberhalb von Schacht II, hergerichtet.

 In einem Zeitungsartikel wurde berichtet, dass der damalige Bürgermeister Rohwer sogar selbst eine Kiste Bier auf seinen Schultern den Harlyberg hochgeschleppt hat, um den Helfern eine kleine Erfrischung servieren zu können.

Bauphase

Mit dem Guss der ersten Decke am 13. Mai 1985 begann der Aufbau des Turmes und drei Tage später am Himmelfahrtstag, genau 60 Jahre nach der letzten Wiedereröffnung am Himmelfahrtstag 1925, fand die erste Veranstaltung zugunsten des Wiederaufbaues direkt am Turm statt.

Ein nicht für möglich gehaltener Strom von Wanderern steuerte den rustikal hergerichteten Festplatz inmitten der frühlingshaften Kulisse an und trug durch Verzehr dazu bei, dass bei der IGV die Kasse für den Wiederaufbau des Turmes klingelte. Etwa 2000 Besucher mögen es gewesen sein. Auf allgemeinen Wunsch folgte am zweiten Pfingsttag, dem 26. Mai 1985, ein weiterer "Treff am Harlyturm" und der Gesamterlös bei der Aktion erbrachte eine stolze Summe.

Mit Elan wurden die Bauarbeiten am Turm weitergeführt. Zum Mauern auf der ersten Ebene mussten die Steine noch mittels einer Rolle hochgezogen und der Mörtel per Hand gemischt werden. Zur Erleichterung der Arbeiten stellte der Dachdeckerbetrieb Rudolf Köhler aus Vienenburg dann ein Strom-Aggregat, eine Mischmaschine und einen Lastenaufzug zur Verfügung. Für den technischen Teil mit Wartung und Handhabung der Maschinen war Fritz Wittenberg, für die Maurerarbeiten Helmut Knackstedt, für die Mörtelzubereitung Rudolf Banis und für das Handlangern Erich Mermolja zuständig, die als "Kerntruppe" einen wesentlichen Anteil am Aufbau des Turmes hatten. Für die Verblendung der ersten Etage mit Natur-Rogensteinen reichten die vorhandenen Steine nicht aus, so dass noch eine Ladung im alten Steinbruch im Harly gebrochen werden musste, eine harte "Knochenarbeit".

Nachdem das gesteckte Ziel der IGV, die Fertigstellung der zweiten Decke, erreicht war, konnte der Turm im November 1985 winterfest gemacht werden.

Im Frühjahr 1986 wurden die letzten beiden Etagen in Angriff genommen. Zwischenzeitlich ging am Himmelfahrtstag, dem 8. Mai 1986, wieder ein Frühlingsfest über die "Harlybühne". Die Ausflügler kamen in Scharen, genossen den frühlingshaften Harly und den Aufenthalt am Harlyturm. Frisch-fröhlich musizierte und sang das "Harzlandecho Vienenburg". Für die IGV war die Aktion rundherum ein Erfolg und der Vorjahresbesuch am Himmelfahrtstag mit rund 2000 Besuchern war bei weitem übertroffen. Die Kasse "klingelte" wiederum und die IGV zeigte sich über die Spendenfreudigkeit der Besucher hoch erfreut. Zur Helfermannschaft um den IGV-Vorsitzenden Otto Bause zählte auch eine Gruppe der Vienenburger Pfadfinder (Stamm Sturmvogel), die tatkräftig mit zufasste und zwei Nächte am Harlyturm ihr Lager aufgeschlagen hatte.

Zügig gingen die Arbeiten in der Folgezeit voran. Auf der letzten, mit zwei Unterzügen verstärkten Betondecke wurde das fünfte Stockwerk durch eine wuchtige Fachwerkkonstruktion in Holzbauweise erstellt.

Samstag, 14.06.1986, ein stolzer Tag für die IGV. Bei "Kaiserwetter" wurde der Harlyturm gerichtet. Hoch oben in luftiger Höhe setzte Zimmermannsmeister Werner Baumgärtner den letzten Nagel ins Dachgebälk, den dann Bürgermeister Gerhart Rohwer mit kräftigen Hieben einschlug. Weithin über die Wipfel der Bäume hallte nach alter Väter Sitte der Richtspruch. Auf dem schattigen Plateau am Fuße des Turms hatten sich zum internen Richtfest neben IGV-Mitgliedern die am Bau beteiligten Handwerker und Gäste eingefunden. Mit großem Dank an alle seine Mitstreiter hatte Otto Bause bekundet: "Ich bin stolz, dass wir es so weit gebracht haben...". Ohne die vielen fleißigen freiwilligen Helfer wäre das gesteckte Ziel noch lange nicht erreicht. In diesem Zusammenhang lobte Otto Bause den engagierten freiwilligen Einsatz der Helfer, die nicht der IGV angehören, der "Kerntruppe" mit Fritz Wittenberg, Rudolf Banis, Helmut Knackstedt und Erich Mermolja. Der Dank des Vorsitzenden ging ebenfalls an den Kompaniechef der Patenschaftskompanie, Hauptmann Hans-Peter Heckner, für den mehrfachen Einsatz des Stammpersonals während der Freizeit. Für die unbürokratische und günstige Abwicklung der Pachtformalitäten in freundschaftlicher Atmosphäre dankte Otto Bause dem damaligen Harlyförster, Forstoberinspektor Friedrich Dreßler und Forstamtsleiter Brand aus Liebenburg. Ernst Buchholz, ältestes IGV-Mitglied, der mit seinen 86 Jahren noch mit Elan die Abkürzung zum Turm genommen hatte, würdigte die Initiative im Namen der Bevölkerung.

Mit den Dacharbeiten nahm der Bau seinen Fortgang. Das mit einer stabilen Nut- und Feder-Verbretterung versehene Walmdach wurde mit Kunststoffputz beschichteten Spezial-Schindeln sturm- und wetterfest vernagelt und verklebt. Dachrinnen und Blitzableiter wurden angebracht und ein Fahnenmast auf der Dachspitze installiert. Die oberen drei Etagen, die über den zwei mit Rogenstein erstellten Stockwerken liegen, wurden außen mit einem ansehnlichen Oberharzer Holzbeschlag versehen. Um die erste und dritte Ebene erfolgte die Anbringung eines stabilen verzinkten Eisengeländers und im Inneren des Turmes der Einbau einer bequem zu gehenden Eisentreppe, entsprechend den Vorschriften für Brandschutz und Sicherheit.

Der Aussichtsraum, der rund 50 Quadratmeter Fläche aufweist, wurde mit Profilbrettern und Randleisten in den Fachwerken versehen und die Zwischenräume mit Glaswolle gedämmt. Des Weiteren wurden die 16 Fenster eingebaut, weitere fünf im Treppehaus. Das gesamte Turmtreppenhaus erhielt einen hellen, freundlichen Farbanstrich. Mit einem Spezialanstrich wurden sämtliche Betonflächen versehen sowie Sicherungsmaßnahmen an der Außentreppe vorgenommen. Um die von Ernst Buchholz gestiftete Außentreppe wurde ein verzinktes Eisengitter mit abschließbarer Türverriegelung angebracht.

Mit umfangreichen Erdarbeiten am Turmgelände wurde Anfang Oktober von den freiwilligen Helfern der Endspurt vor der Eröffnungsfeier eingeläutet. 20 Lastwagenfuhren mit Füll- und Mutterboden mussten verteilt und eingeebnet werden. Dadurch wurde der östliche Teil des Festplatzes erweitert und unter der mächtigen Linde entstand somit eine schattenspendende "Naturlaube". Eine Anschüttung erfuhr der südliche Hang vor dem Turm, wodurch die Grundlage für eine Buschbepflanzung gegeben wurde. Mittels Rüttler wurden Wende- und Festplatz verdichtet und mit einer leichten Kiesschicht überzogen.

Wiederaufbau Harlyturm

Gruppenbild vom letzten Arbeitseinsatz vor der Eröffnung.

h.v.l: Erich Mermolja, Fritz Wittenberg, Ernst Schulz, Karl Huppert, Robert Lahme, Kurt Ahrens und Rudolf Köhler

v.v.l.: Helmut Knackstedt, Gerhard Lahme, Fritz Bothe, Gustav Ujma, Otto Bause, Manfred Rath, Manfred Windmann und Helmut Kohlstruck

Finanzierung

Für das Anfangskapital sorgte die Sparkasse des Landkreises Goslar in Salzgitter-Bad mit einem Tausender als Spende. Einen Besuch auf der Harlyturm-Baustelle machte der Vorstand des Haus- und Grundbesitzervereins Vienenburg mit einem voluminösen Scheck im Rucksack, der ebenfalls einen Tausender auswies. Vorstandsmitglieder des Landfrauenvereins Goslar rückten an und spendeten einen Teilerlös aus ihrer Kochbücheraktion für den Wiederaufbau des Turmes. Die Spende belief sich auf stattliche 2500 DM. Einen weiteren Tausender überbrachte schließlich noch der Vorstand des Männergesangvereins "Eintracht" Vienenburg. Dabei handelte es sich um dem Erlös eines Chorkonzertes der Chorgemeinschaft Düntsch im Wöltingeröder Nonnenchor zu gunsten des Harlyturmes. Zur Vollendung des Bauwerkes überbrachte am Einweihungstag die Volksbank Vienenburg auch einen Tausender. Dankbar ist die IGV auch für alle weitere geleisteten Spenden, auch für kleinsten Summen. Besonderer Dank der IGV gilt Rat und Verwaltung für die Bewilligung eines Zuschusses von insgesamt 70.000 DM. Die von der IGV selbst gestartete Baustein-Aktion durch Herausgabe des 1. Heftes "Der Harly und sein Turm" (Enstehung, Verfall, Wiederaufbau), schlug sich in einem Erlös von über 5.000 DM nieder.

Der Stand der Finanzierung der Gesamtbaukosten von 170.000 DM zum Zeitpunkt der Vollendung des Bauwerkes ergibt folgendes Bild:

  • Zuschuss der Stadt Vienenburg: 70.000 DM
  • Spendenaufkommen: 10.000 DM
  • Erlös Bausteinaktion: 5.000 DM
  • Eigenleistung: 45.000 DM
  • Finanzierung Restsumme: 40.000 DM
Spende Harlyturm
Spende Harlyturm

Einweihung des Harlyturms

Es war der 12. Oktober 1986, ein Markstein in der Geschichte der Stadt Vienenburg, die ein neues Wahrzeichen erhalten hat. Tausende feierten die Taufe eines "Riesen", so lautete die Schlagzeile in der Goslarschen Zeitung (Montag-Ausgabe, 13. Oktober 1986). Bilderbuchwetter bestimmte das große Ereignis im schon herbstliches Harlywald. Die Hornisten des Spielmannzuges der Vienenburger Schützengesellschaft bliesen das Halali weit ins Land und vom Mast auf der Turmspitze grüßte im Winde wehend die von Bürgermeister Gerhart Rohwer gestiftete Fahne mit Wappen der Stadt.

"Wir Vienenburger können stolz darauf sein, was Bürger unserer Stadt für uns hier errichtet haben", hob Bürgermeister Rohwer in seiner Ansprache hervor und lobte die großartige, in der gesamten Region wohl einmalige Leistung, welche die IGV Hand in Hand mit ehrenamtlichen Helfern samt Planung und Realsisierung innerhalb von zwei Jahren vollbracht hat. " Dieser Turm wird ein Anziehungspunkt sein für viele Wanderer, für viele Fremde, um von hier oben die Weite des Umlandes vor Augen zu haben", verkündete der Bürgermeister. Der Turm sei deshalb eine Attraktion für die Stadt Vienenburg. Er möge viele Jahrzehnte ein neues, weiteres Wahrzeichen Vienenburgs sein und vielen Menschen Freude schenken. Allen an diesem Bauwerk Beteiligten galt der Dank des Bürgermeister, insbesondere jedoch dem IGV-Vorsitzenden Otto Bause als "Motor".

Otto Bause selbst hob die Arbeit von vier freiwilligen Helfern hervor, die zusammen mehr als 1000 Stunden beim Bau des Turmes mitgewirkt haben.

Als Zeichen des Dankes wurden Rudolf Banis, Fritz Wittenberg, Erich Mermolja und Helmut Knackstedt mit einer Wandplakette für besondere Leistungen ausgezeichnet.

Harlyturm Kerntruppe

"Der Turm ist vollendet und wir, die Turmbauer sind stolz auf das Bauwerk, das wir in genau zwei Jahren geschaffen haben" sagte Rudolf Köhler im Namen der Turmbauer. Dank und Anerkennung gebühren Otto Bause, der sich unermüdlich für dieses Projekt eingesetzt habe. Rudolf Köhler übereichte ihm ein aus Edelstahl gefertigtes maßstabgerechtes Modell des Turmes, der in Zukunft als Spendenbüchse Verwendung finden solle.

Während etwa 2000 Besucher bereits um 10Uhr der Eröffnungsfeier beiwohnten, mögen es nach Schätzungen der IGV bis zum Abend hin um 4000 bis 5000 gewesen sein, die den Harlyturm "stürmten". Die Schlange der Besucher riss über Stunden nicht ab, die den Turm schubweise erklommen. Treppauf, treppab ging es den ganzen Tag lang durch das mit Blumengebinden geschmückte Turminnere: 70 Stufen rauf und runter, teils mit Pausen auf den beiden Aussichtsplattformen. Mit Karl Huppert und Fritz Wittenberg standen im Aussichtsraum zwei Kenner der Landschaft bereit, welche den Besuchern die Blickpunkte erläuterten. Während das Harzlandecho - unter anderem mit der neuen Komposition "Harlyturm-Lied" - und die Spielleute der Schützengesellschaft von den umlaufenden Plattformen aus zur Unterhaltung beitrugen, kümmerte sich "am Boden" ein Heer von freiwilligen Helfern um die Gästescharen.

Sichtlich "abgekämpft" war der große Stab an unermüdlichen Helfern am Abend, doch mit Freude im Herzen über den rundum gelungenen Tag und den Erfolg für die IGV.

Was danach geschah...

In der wahrhaft goldenen Oktoberwoche nach der grandiosen Turmeinweihung pilgerten unablässig Wanderer aus nah und fern zu dem markanten Ziel auf der höchsten Harlykuppe. Auch an den folgenden Wochenenden, jeweils samstags und sonntags, steuerten Hunderte den neuen Bezugspunkt an. Die beiden Gästebücher - gestiftet von Bürgermeister Rohwer und Dipl.-Ing. Architekt Heiner Steinpilz - offenbaren das weite Besucherfeld, das von Nord bis Süd - von Rendsburg bis Tuttlingen - und von Ost bis West - von Berlin bis Remscheid - reicht.

Eindrücke wie "...allerhöchste Hochachtung den Erbauern", "...der Turm ist eine Wucht", "...die Aussicht ist bombastisch", "...große Anerkennung für die vollbrachte Leistung" und dergleichen mehr, spiegeln die Gästebücher wieder.

Die IGV ist hocherfreut über die außerordentliche Resonanz, die das Bauwerk weit und breit findet.

Immer wenn die Fahne über den Harlywipfeln weht, ist der Turm geöffnet!

Lässt man im Nachhinein die Geschichte des Turmes Revue passieren, ist festzustellen, dass nur durch Bürgerinitiative der Harlyturm erbaut, erhalten und zweimal wiederaufgebaut wurde. Keine Kommune hatte wesentlichen Anteil an der Geschichte des Turmes. Umso lobenswerter ist die Tatsache, dass die Mitglieder aller Fraktionen des Rates der Stadt Vienenburg den Wert und die Bedeutung des Turmes für die Bevölkerung und den Fremdenverkehr erkannten und einstimmig einen 70.000 DM Zuschuss gewährten. Dafür nochmals herzlichen Dank an Rat und Verwaltung seitens der IGV!

Harlyturm

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